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Das Tastmodell der "Kaiserpfalz" ist eine Darstellung des Gebäudekomplexes innerhalb der heutigen Bebauung an dem 400 Jahre lang gebaut worden ist: Aus einem Palastgebäude wurde in diesem Zeitfenster eine wehrhafte Festung.

Die 400jährige Baugeschichte ist mit den Namen von drei Herrschergeschlechtern verbunden, die durch jeweils eine Person vertreten sein sollen:
800 (Karl der Große; Karolinger) -1000 (Otto der Große; Ottonen) -1200 (Friedrich Barbarossa, Staufer). Mit diesen drei Jahreszahlen und den zugehörigen Repräsentanten konfrontiere ich meine Besuchergruppen; das noch fehlende vierte mittelalterliche Herrschergeschlecht, die Salier, wird durch die Ottonen mit vertreten, da unter ihrer Regentschaft keine wesentlichen Bauelemente entstanden sind. Neuere Erkenntnisse geben den Saliern eine größere Bedeutung für die Baugeschichte im Hinblick auf die Saalkirche.

 

Der Nordtrakt
Der Gebäudekomplex, der um 800 als ein Bestandteil der Pfalzgründung Karls des Großen errichtet wurde, war nach Norden 60 (mit Querbau 75) Meter lang und bildete die Schauseite des Palastes zum Rheintal hin. Die beeindruckende Silhouette der mehr als 6 Meter hohen Gebäude zeigten vorbeireisenden Menschen den repräsentativen Charakter der Ingelheimer Pfalzarchitektur.
Im Innenbereich öffnete sich der Nordflügel zu einem Säulengang mit kostbaren römischen Säulen und Kapitellen. Im westlichen Teil der Ruine entstand ein archäologisches Fenster, welches freigelegte Mauerreste zeigt und analog zum Präsentationsbereich am Heidesheimer Tor den Säulengang des Nordflügels mit zwei Nachbildungen befundgerecht dargestellt.

Quelle: Präsentation Katharina Peisker;

 

Von den Abschnitten der Baugeschichte der Pfalz haben zwei an der Außenmauer des Nordtraktes charakteristische Spuren hinterlassen.
Die Grundmauern und Altane sind Teile des Palastes von Karl dem Großen (800);  die Schießscharten für Bogenschützen belegen, dass die oberen Mauerteile beim Umbau zur Festung durch den Staufer Friedrich Barbarossa (1200) entstanden sind.

Das heute sichtbare Mauerwerk ist zum Teil ergänzt. Links und rechts des Altans ist die alte Fassade des karolingischen Nordflügels bis 1,5m hoch sichtbar. Diese Überreste wurden bei der Sanierung durch einen helleren Fugenmörtel gegenüber den späteren Ergänzungen der Mauer gekennzeichnet.

 

 

Das Tastmodell
Das Modell des Künstlers Egbert Broerken soll Besuchern, die sich der Kaiserpfalz vom Parkplatz in der Natalie-von-Harder-Straße nähern, eine erste Orientierung bieten. Auch zum Abschluss einer Führung ist es als Vorlage für eine Zusammenfassung des Erlebten geeignet.
Das Tastmodell ist 1 x 1,20 Meter groß und wurde im Maßstab 1:200 umgesetzt. Egbert Broerken aus Westfalen entwickelte vor über 20 Jahren die Idee der bronzenen Stadtmodelle für Blinde und Sehende.  Auch das Bronzetastmodell im Rosengarten an der Burgkirche in Ober-Ingelheim hat er angefertigt.

 

Die Altane
Dem Nordflügel vorgelagert ist die Grundmauer eines Altans, einem von vier, die an der Außenseite archäologisch nachgewiesen sind.

Als in
den 1160er Jahren die Pfalz Ingelheim unter den Staufern zu einer wehrhaften Burg ausgebaut worden ist, wurden die Altane umfunktioniert und zu Türmen umgebaut.

Quelle: Tafeln am Nordtrakt

 

Nutzung des Nordflügels
Ob der einst wahrscheinlich zweigeschossige Nordflügel die königlichen Gemächer enthielt, lässt sich nicht beantworten. Die repräsentative Gestaltung und die unmittelbare Nähe zu Kapelle und Aula regia legen diese Möglichkeit nahe. Doch kann er auch der Beherbergung hochrangiger Gäste oder Regierungsgeschäften gedient haben. Eindeutige Funde wie Reste von Heizeinrichtungen gibt es dort bislang jedoch nicht.

Originale Mauern mit Kronensicherung und die Nachbildung einer Fundamentabdeckung in Ziegelmaterial werden heute in einem „archäologischen Fenster“ des Nordflügels gezeigt. Vorn ist eine niedrige Spannmauer (eine Auflage für Säulen) mit zwei nachgebildeten Säulenstümpfen sichtbar. Rote Tonziegelplatten und rot eingefärbter Beton kennzeichnen dies wie alle anderen Nachbildungen im archäologischen Präsentationsbereich.

Bei den Ausgrabungen am Nordflügel wurden Zeugnisse einer prachtvollen Bauausstattung gefunden. Fragmente von farbig bemaltem Wandputz geben eine Vorstellung vom Aussehen der Innenräume. Über einem weiß grundierten Putz entfalteten sich dunkelrote Malereien mit Rankenmotiven.

Quelle: Tafeln am Nordtrakt

 

Merkmale für das Alter der Mauern:
Art der Mauerung der Steine (Mörtel), Waffenspezifische Schießscharten (Bogenschützen), Verwendung von organischem Material (Asche, Radiokarbonmethode),
Indirekt: Bestattungen in Mauernähe (Radiokarbonmethode).

 

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