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Dorfgeschichte Ober-Ingelheim
Historische Darstellungen: Matthäus Merian (1646);  Leopold Bode (Offenbacher Maler, 1831-1906)
Schriftquellen: Hartmut Geißler, Internetseiten des Historischen Vereins Ingelheim; Karl Philipp Jung, Als Ober-Ingelheim noch ein schönes Dorf war;  Philipp Krämer, Ober-Ingelheim - Ein Heimatbuch; Heinrich Herbert, Ingelheimer Lesebuch; Peter Weiland, Alte Fotos von Ingelheim; Dieter Franz, Dokumente aus den Archiven von ProIngelheim und der Stiftung Ingelheimer Kulturbesitz.

Das Rathaus
Das im Jahre 1827 auf dem Areal eines Vorgängerbaus erbaute Rathaus aus der Biedermeierzeit ist ein repräsentativer klassizistischer Bau, versehen mit Balkon und einem Dachreiter mit eingebauter Turmuhr.
Bevor 1912 das ehemalige Amtsgericht im Neuweg erbaut wurde, fanden im oberen Stockwerk des Rathauses auch die Gerichtssitzungen des Friedensgerichtes statt.
Durch den Zusammenschluss der Ortsgemeinden Ober- und Nieder-lngelheim zur Stadt Ingelheim (1939)  hatte das Rathaus keine kommunale Funktion mehr und so wurde ein Schulklassenraum im Rathaus eingerichtet.
Heute dient das Rathaus als Kindergemeinschaftshaus und am Rotweinfest findet auf dem Balkon die Krönung der Rotweinkönigin statt.

Der Marktplatz als kultureller Mittelpunkt
In Ober-lngelheim lebten im Jahre 1885 2729 Personen. In einer zeitgenössischen Beschreibung (Karl Jung) wird der Ort als ein schönes, interessantes und bedeutendes Dorf mit nachweisbar über 2OO Geschäften beschrieben. Dass sich so viele Geschäfte überhaupt halten konnten, lässt sich nur so erklären, dass fast alle Geschäftsleute mehrere Kleingewerbe betrieben und auch als Selbstversorger von den Erträgen ihrer Felder lebten. Auch die Warenlieferungen in die Selztalorte im Ingelheimer Grund sicherten die Existenz der Gewerbetreibenden.

 

Der Marktbrunnen
Der Brunnen auf dem Marktplatz, der sogenannte Marktborn aus dem Jahre 1490 diente der Trinkwasserversorgung und wurde mit dem Wasser der Casinoquelle gespeist.
Der Brunnen wurde um 1898 von übermütigen Buben irreparabel zerstört. An dessen Stelle wurde ein Kriegerdenkmal (1870/71) errichtet und am 30. Juni 1901 eingeweiht. Durch den in 1960er Jahren stark zunehmenden Autoverkehr musste das Denkmal weichen. Heute ist es, seit 2OO2 gründlich restauriert, gegenüber der Burgkirche im Rosengarten zu finden.

 

Rinderbach
Die Spitalkapelle St. Jodokus (St. Justus) ist einziger Überrest des mittelalterlichen Spitals in Ober-Ingelheim. Sie ist ein spätgotischer Kalkbruchsteinbau aus dem 14. Jahrhundert, gestiftet von der Witwe des Edlen Johann Melwald.
Die Funktion der Spitalkapelle als Kirche wurde während der Reformation 1565 aufgehoben. Das Spitalgebäude diente weiter als Armen- und Pflegeherberge, bis es 1815 abbrannte.
Die Apotheke in der Rinderbachstraße war einst die einzige weit und breit. Sie versorgte alle Ingelheimer Ortsteile sowie Gau-Algesheim, Heidesheim und die Orte des Selztals. Gegenüber war eine Schreinerei mit Sargherstellung.
Rinderbacher Torburg (Niedergelegt 1818); Torhaus (1820 bis 1873), Gieswein-Turmbau (1850) mit Überbau des Flutgrabens; Weinhandel Lauteren.
Weinhandel wurde aber hauptsächlich entlang der Bahnhofstraße betrieben.
Ein Verzeichnis aus dem Jahre 1910 weist für Ober-lngelheim 36 im Handelsregister eingetragene Weinhandlungen aus.

Alter Marktplatz, Römerplatz (Buttermarkt)
Hier stand das älteste Rathaus, über das wir nichts wissen: Weder sein Aussehen noch seine genaue Lage. Das Pfarrhaus Ober-Ingelheim wurde 1636 niedergebrannt und 1669 wieder aufgebaut. Imposant ist das Barockhaus Alsenz.
Der alte Marktplatz war vermutlich der Gerichtsplatz unter einer Ulme (Esche). Hier fanden die Verhandlungen statt, die uns in den Haderbüchern überliefert sind.
Das Pfarrhaus Ober-Ingelheim wurde 1636 niedergebrannt und 1669 wieder aufgebaut.
Barockhaus Alsenz (Kraemer S.14). Der Platz war Gerichtsplatz unter der Ulme (Esche), auf dem Kirchplatz stand eine Linde.

 

Schlichten und Richten (Ausstellung 2012)
Seit der Karolingerzeit Hofgericht; ab 1347 Reichsgericht; 1580 Hohe Gerichtsbarkeit wird von der Kurpfalz übernommen, Niedergerichtsbarkeit bleibt; 1602 wird das Gericht mit bürgerlichen Schöffen zum Rittergericht umgewandelt; 1680 geht die Oberhoffunktion in ein kurpfälzisches Obergericht über.
1797 Zugehörigkeit zu Frankreich, Friedensgericht in Ober-Ingelheim.

 

Seufzerpfad
Am besterhaltenen Teil der Wehrmauer um Ober-Ingelheim lässt sich die Entwicklung der Waffentechnik verfolgen. Vorgelagerte Rundtürme und Halbschalentürme bewehren die Mauer. Unterschiedliche Waffen erfordern verschiedene Schießscharten: Hoch und schmal für die Bogenschützen, quer (Maulscharten) für die Armbrustschützen, Ab 1450 Verwendung von Schusswaffen, Querholz für die Arkebusen (Schusswaffe mit Holzgriff, Zündung mit Lunte) wegen deren Gewicht und des Rückschlages. Etwa 1500 entwickelt Leonardo da Vinci einen Zündradmechanismus.
Das "Kuchenblech" (Rotweinfestplatz) ist der verfüllte Flutgraben.

 

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